
Studie
Studie „Staatlicher Fonds für die Altersvorsorge“
11 Mai 2022
Reformprojekt „Staatlicher Fonds für die Altersvorsorge“: Nutzen und Grenzen bei einer ländervergleichenden Evaluation
Seit der Entstehung von institutionellen Alterssicherungssystemen in Europa ab dem 19. Jahrhundert wurden und werden diese in vielfältiger Art und Weise permanent umgebaut, revidiert und reformiert. Und das vor dem Hintergrund sich ständig verändernder Rahmenbedingungen und neuer Herausforderungen, allen voran der zunehmenden Lebenserwartung und den damit einhergehenden längeren Rentenbezugszeiten, bei gleichzeitigem Rückgang der Geburtenrate.
Die Frage ist somit nicht, ob Reformen notwendig sind, sondern welche und wie diese am besten umgesetzt werden können. Und so stellt sich aktuell in Deutschland die Frage, ob und wie ein staatlicher (kapitalgedeckter) Fonds die Finanzierung der Altersversorgung verbessern und ggfs.höhere Leistungen für die Rentner zur Verfügung stellen kann.
Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs hat sich unser Institut dazu entschieden, das Altersvorsorgesystem in Deutschland und die nun (angedachten) Reformen im direkten Vergleich mit anderen europäischen Ländern zu betrachten und zu analysieren. Dafür wurden die Vergleichsländer anhand der von Esping-Andersen eingeführten idealtypischen Unterscheidung von Wohlfahrtsstaaten ausgewählt:
Der liberale Wohlfahrtsstaat mit einer Bedürftigkeitsprüfung für staatliche Leistungen, der konservative Wohlfahrtsstaat mit einem Fokus auf soziale Sicherheit und Äquivalenzprinzip der Leistungen und der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat mit einer Universalität der Leistungserbringung. Natürlich sind die zu betrachtenden Staaten nicht (mehr) in dieser idealtypischen Reinform anzutreffen und haben sich sehr unterschiedlich weiterentwickelt. Umso mehr eröffnet die vergleichende Analyse mehrerer Länder sehr prägnante Blinkwinkel und Erkenntnisgewinne im Hinblick auf die Forschungsfrage.
Aufgrund der hohen Komplexität von staatlichen bzw. staatlich organisierten Versorgungssystemen gewinnen qualitative Forschungen deutlich an Wert. Sie ermöglichen es die Forschungsfragen aus Sicht von relevanten Informanten und Experten abzubilden, um ein besseres Verständnis dieser komplexen Systeme und deren Wirkung zu gewinnen und die Perspektiven und Interessen der unterschiedlichen Akteure im System der Altersversorgung besser zu verstehen.
Nebst einem systematischen Vergleich der bestehenden Altersvorsorgesysteme in den betreffenden Staaten auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes liegt ein Fokus der Studie auf evidenzbasierenden Interviews mit ausgesuchten Fach-Experten des Feldes sowie mit wissenschaftlichen Experten in den zu betrachtenden Vergleichsländern . Diese Fülle an Daten und Informationen sollen neue und kritisch-reflektive Perspektiven auf die potentiellen Reformvorhaben in Deutschland eröffnen.
Von dieser explorativen Vergleichsstudie erwarten wir somit evidenzbasierte neue Vorschläge im Hinblick auf die Evaluation unterschiedlicher Handlungsoptionen bei einer möglichen Reform der Alterssicherung zu gewinnen.
Wir freuen uns, Ihnen Ende des Jahres Inhalte und Schlussfolgerungen aus dieser Studie zu präsentieren. Sofern Sie Fragen zur Forschung und deren Inhalt haben, können Sie uns gerne kontaktieren.
Ansprechperson:
Hans H. Melchiors
Direktor